DIE ÜBERRASCHUNG DER SAISON – ANŽE LANIŠEK
Sloweniens neue Hoffnung heißt Anže Lanišek.
Er springt seine bislang persönlich stärkste Saison.
Alles über den vierfachen Weltcup-Sieger.
Im Jahr 1996 der Hauptstadt Sloweniens geboren, begann Lanišek bereits mit nur 13 Jahren an internationalen Nachwuchswettkämpfen teilzunehmen. Bei den Olympischen Jugendwinterspielen 2012 in Innsbruck konnte der damals 15-jährige erstmals auf sich aufmerksam machen, indem er im Einzel die Goldmedaille gewann. Gut zwei Jahre später gab er beim Weltcup gegen Ende der Saison 2013/14 in seinem Heimatland sein Weltcup-Debut. Auf die ersten Weltcup-Punkte musste er jedoch noch ein halbes Jahr warten. Genau 364 Tage später landete er im Teamwettbewerb beim Saisonauftakt erstmals auf dem zweiten Platz und erzielte dabei sein erstes Podium. Dies sollte auch endgültig der Auftakt zu seiner Profi-Karriere werden. Regelmäßige Einsätze im Weltcup mündeten gar in einem vierten Platz im Einzel. Äquivalent zu den sogenannten „Fahrstuhl“-Mannschaften im Fußball, schwankten seine Leistungen in den beiden darauffolgenden Saisons stark, sodass er immer wieder im Continental Cup (in der „zweiten“ Liga wenn man so will) statt im Weltcup startete.
Der Durchbruch sollte ihm in der Saison 2019/20 gelingen. Zwei Podestplätze im Einzelspringen sollten es werden. Einmal in Wisła auf den zweiten Platz und einmal in Kuusamo auf den dritten Platz. Diese Zahl konnte er in der Saison darauf noch einmal verdoppeln, den ersten Weltcup-Sieg feierte der Slowene jedoch erst in der vergangenen Saison. Auf der Rukatunturi-Schanze, auf welcher ihm sein bis dato zweiter Weltcup-Podestplatz seiner Karriere gelang, sprang er am weitesten und landete damit vor Karl Geiger und Markus Eisenbichler, die das Podium komplettierten.
Der Slowene ist in der Saison 2022/23 Kubackis ärgster Verfolger
Diese Saison startet der mittlerweile 26-jährige komplett durch. Drei Weltcup-Siege konnte er seinem Konto bereits hinzufügen und momentan rangiert er im Gesamtweltcup nur hinter dem polnischen Überflieger Dawid Kubacki. Im Skispringen tragen – mit Ausnahme der Vierschanzentournee – alle Schanzen zwei bis drei Weltcupläufe aus. So auch Titisee-Neustadt. Am Freitag den 9.12. fand der erste Weltcuplauf auf der Hochfirstschanze statt. Diesen konnte Anže Lanišek für sich entscheiden. Wer Zweiter wurde? Natürlich Dawid Kubacki.
In der Qualifikation als Vorletzter Springer an den Start gegangen, gelang es Lanišek nicht ganz, mit den Sprüngen von Granerud und Kubacki mitzuhalten, ganze sechs respektive sechseinhalb Meter fehlten. Die Position sollte sich im ersten Durchgang nicht verändern, jedoch lag er diesmal nur 0,1 Wertungspunkte hinter Halvor Egner Granerud, dem Gesamtweltcup-Sieger der Saison 2020/21. Dawid Kubacki, der den letzten Sprung des ersten Durchgangs absolvierte, legte einen solchen Wahnsinnssatz hin, dass er bereits vor dem zweiten Durchgang außerhalb der realistischen Schlagdistanz Lanišeks lag. Granerud schaffte es in Durchgang Nr. 2 nicht mehr, an seine beiden vorigen Sprünge anzuknüpfen. Er machte nur den 11.-besten Sprung im zweiten Durchgang. Stattdessen wurde dem Slowenen kein geringerer als Stefan Kraft gefährlich. Der Österreicher sprang drei Meter weiter, hatte dabei auch etwas bessere Windverhältnisse. Anže Lanišek blieb im Soll. Mit 0,9 Punkten Vorsprung sicherte er sich Platz 2 vor Kraft. Somit hat er das Maximale, was in der Dämmerung von Titisee-Neustadt möglich war, herausgeholt.