DER POLNISCHE ÜBERFLIEGER – DAWID KUBACKI

Auch in Titisee-Neustadt konnte der Pole siegen. 

Bei der Vierschanzentournee ist er Top-Favorit. 

Alles über den Gesamtweltcup-Führenden.

7 Weltcup-Siege im Teamwettbewerb. 9 Weltcup-Siege im Einzelwettbewerb. Davon allein vier in dieser noch jungen Skisprungsaison. Der 32 Jahre alte Pole überflügelt aktuell die Konkurrenz und ist der Topfavorit bei der anstehenden Vierschanzentournee. Bereits bei der Vierschanzentournee 2019/20 konnte er sich den Gesamtsieg sichern – obwohl er nur das letzte Springen in Bischofshofen gewann. Denn wie so oft entscheidet die Konstanz im Skispringen. Und aktuell ist Dawid Kubacki konstant der Beste. 

Er führt den Gesamtweltcup mit 74 Punkten Vorsprung auf Platz 2 (Anže Lanišek) und 183 Punkten Vorsprung auf Platz 3 (Stefan Kraft) an. Dawid Kubacki sprang in den ersten acht Weltcupspringen diese Saison in die Top 10. Den Gesamtweltcup konnte er noch nie gewinnen, ein 4. Platz in der Saison 2019/20 ist bislang das beste Ergebnis. Die letzten paar Springen der vergangenen Saison ließ der gegenwärtige Gesamtweltcupführende sogar aus. Nachdem er auf der Normalschanze bei den Olympischen Winterspielen in Peking 2022 die Bronzemedaille gewann, brauchte der Pole eine Pause. Regeneration nach der intensiven Skisprungsaison, eine gewisse Aussichtslosigkeit auf eine Topplatzierung im Gesamtweltcup und eine umfangreichere Vorbereitung auf die neue Saison waren die Gründe für diese Entscheidung. 

Seit Adam Małysz ist Polen eine Skisprung-Nation

Und das zahlt sich nun aus: Dawid Kubacki ist aktuell der kompletteste Springer auf der Tournee. Er trifft am häufigsten den idealen Absprungzeitpunkt am Schanzentisch, der Übergang in die Flugphase gelingt ihm am rundesten, in der Luft muss er kaum korrigieren und springt so regelmäßig einfach 3-4 Meter weiter. Bleibt er in dieser Form, kann er der erste polnische Gesamtsieger seit Kamil Stoch in der Saison 2017/18 werden und wäre damit auch insgesamt erst der dritte Pole nach Kamil Stoch und Adam Małysz, dem der Sieg des Gesamtweltcups gelingen würde. Die Polen lieben ihre Skispringer. Skispringen ist landesweit im Winter sogar die beliebteste Sportart.

Das zeigte sich auch in Titisee-Neustadt. Beinahe die Hälfte aller angereisten Fans kamen mit polnischen Flaggen, Schals oder Mützen. Sobald ein polnischer Springer den Startbalken verließ, wurde es genauso laut wie bei den deutschen Skispringern. Bereits in der Qualifikation sprang Dawid Kubacki ganze 141 Meter weit, einen halben Meter weiter als Halvor Egner Granerud, den noch amtierenden Gesamtweltcup-Sieger aus Oslo. Während die Bedingungen für alle Springer im ersten Durchgang herausfordernder wurden (die Top-Weite lag bis zum Sprung von Dawid Kubacki bei 133 Metern), schlug nun die erste große Stunde des Polen an diesem dritten Advent. Sechseinhalb Meter weiter und damit auf 139,5 Meter sprang Kubacki. Das sind im Skispringen beinahe schon Welten. Dazu gab es Top-Noten für die Ästhetik dieses Sprunges: Drei Mal wurden 19 von 20 möglichen Punkten (19/19/19/19/19) vergeben. Bereits 13,5 Wertungspunkte Vorsprung auf Platz 2 nach dem ersten Durchgang bedeutete das. Und wer fragte, wie er diesen Sprung noch toppen könnte, dem gab Dawid Kubacki im 2. Durchgang die Antwort: Sagenhafte 143 Meter und sogar 57,5 Punkte (19/19/19/19,5/19,5) gab es von den Wettkampfrichtern obendrauf. Damit war klar, Dawid Kubacki gewinnt. Wieder einmal. Und wieder einmal verdient.